Hexenschuss - Teil 2 Halswirbelsäule

Wenn die „Hexe“ wieder zuschlägt

Gwendolyn Langer
4 min. Lesezeit

Der folgende Artikel baut auf den bereits erschienenen Artikel „Hexenschuss Teil 1: Bereich der Lendenwirbelsäule“ auf. Alle Tipps und Ratschläge davon empfehlen wir auch für die folgende Problematik:

Wer kennt nicht die „grässlichen“ Nackenschmerzen, die plötzlich auftreten und bleiben, obwohl man „nur kurz“ nach rechts gesehen oder geniest hat. Durch den Nacken jagen stechende Schmerzen und die Beweglichkeit des Kopfes ist stark eingeschränkt und / oder mit heftigen Schmerzen verbunden - die Hexe sitzt uns wortwörtlich im Nacken!

Was sind die Ursachen?

Die Ursachen sind nicht eindeutig oder klar benennbar, denn der spürbare Schmerz ist meist ein Symptom vieler komplexer Auslöser, wie zum Beispiel Überbelastung (einseitige Belastung, wie zum Beispiel Schneeräumen, Tasche tragen, PC / TV schauen, Handy halten), Unfall (Schleudertrauma) usw.. Hinter einem Hexenschuss in der HWS versteckt sich meist ein muskuläres Ungleichgewicht (Dysbalance), welches nicht allein die Nackenmuskulatur betrifft.  Ebenso kann eine Fehlstellung im Kiefergelenk, wie zum Beispiel „Knirschen“, eine Beckenfehlstellung oder zu stark beanspruchte Arm- und Handmuskulatur eine Ursache sein.

Ein Kopf ist dann frei beweglich, wenn dieser gerade auf unserer Wirbelsäule ruht!

In dieser Position trägt die Wirbelsäule das Gewicht des Kopfes während die Muskulatur uns die freie Bewegung des Kopfes ermöglicht.  Sitzen wir den ganzen Tag, gehen monotonen Belastungen nach, arbeiten die meiste Zeit vor dem PC oder verbringen unsere Zeit im Auto bekommen die Muskeln durch ständige Haltearbeit keine Ruhe und verkürzen auf Dauer. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht und der Kopf ruht nicht mehr in der „Mitte“.  Einige Zeit kann der Körper dies ausgleichen, indem er zum Beispiel gegen die überbelastete Hals- und Brustmuskulatur eine Gegenspannung der hinteren Nackenmuskulatur aufbaut, wodurch diese überreizt wird. Das Risiko, durch eine einfache Alltagsbewegung einen Hexenschuss auszulösen, steigt.

Erkennen Sie sich selbst in folgenden Beispielen wieder?

Folgende Beispiele können Anzeichen für eine muskuläre Dysbalance rund um die Halswirbelsäule sein:

  • morgens wachen Sie mit Schmerzen im Nacken auf

  • nach längerem Arbeiten am Schreibtisch reiben Sie sich den Nacken

  • Probleme beim Drehen des Kopfes z.B. rückwärts einparken

  • wiederkehrende ziehende Kopfschmerzen und/ oder Ohrgeräusche

Was kann ich selbst tun?

Bei allen im Folgenden genannten Tipps handelt es sich um Ratschläge - sie ersetzen keinen Arztbesuch mit einer spezifischen Untersuchung und Diagnose!

Wärme oder Kälte

Hier gilt: jeder empfindet individuell anders. Probieren Sie selbst!

Mein Tipp: ein warmes feuchtes Tuch unter die Wärmflasche und diese auf den Brustkorb und Halsbereich legen, um die Spannung der Muskulatur, von der die Überbelastung ausgeht, zu reduzieren. Dadurch kann die Nackenmuskulatur wieder physiologisch (d.h. in ihrer ursprünglichen Funktion) arbeiten und es ist möglich, den Kopf wieder in der Mitte ohne unnötige Anspannung zu positionieren.

Doppelkinn

Nehmen Sie im Sitzen eine aufrechte Körperhaltung ein, d.h.: beide Beine auf dem Boden, Schulterblätter und Kinn zurückziehen. Nun halten Sie diese Position für 10 Sekunden und lösen dann langsam die Spannung. Wiederholen Sie diese Bewegung fünfmal.

Falsche Körperhaltung
Falsche Körperhaltung
Aufrichtung mit Doppelkinn
Aufrichtung mit Doppelkinn

Wirkung: Dehnen der kurzen Nackenmuskeln und Aufrichtung der Halswirbelsäule

Dehnen der Nackenmuskulatur

Dehnen deren Nackenmuskulatur
  • Im Sitz: beide Beine auf dem Boden, Oberkörper aufrecht

  • greifen Sie mit dem rechten Arm zum linken Ohr und neigen Sie den Kopf nach rechts

  • mit dem linken Arm bauen Sie eine Spannung Richtung Boden auf

  • dadurch wird die linke Nackenmuskulatur gedehnt

  • halten Sie die Position für 15 sec., lösen Sie die Spannung langsam, wiederholen Sie dies dreimal, nicht die Luft anhalten!

  • im Anschluss die andere Seite!

Dehnen am Türstock

Dehnen im Türstock
  • Schrittstellung: Zehen zeigen nach vorne, hinteres Bein gestreckt und Ferse auf dem Boden, vorderes Bein leicht gebeugt

  • beide Arme 90° gebeugt an den Türstock

  • leichtes Doppelkinn und Blick nach vorne

  • neigen Sie den kompletten Oberkörper nach vorne bis ein Ziehen in der Brust- und/oder Beinmuskulatur auftritt

  • halten Sie die Position 15 Sekunden, wiederholen Sie dies dreimal (nicht die Luft anhalten)

  • Beinwechsel!

  • Wirkung: Dehnen der Brust-und Beinmuskeln, Mobilisation der Brustwirbelsäule!

Ausgleich zur alltäglichen Arbeit

Wie zum Beispiel: ein Spaziergang nach der Arbeit, spezifische Dehn- und Kräftigungsübungen, Rückenschwimmen usw.

Achtung

Treten folgende Warnhinweise („red flags“) im Zusammenhang mit plötzlichen Schmerzen im Kopf, Nacken und/ oder Schulterbereich auf, suchen Sie bitte sofort einen Facharzt auf. Diese „red flags“ sind:

  • Lähmungserscheinungen der Arme und/ oder Beine

  • Kontrollverlust der Sprache

  • plötzlich heftig auftretende Kopfschmerzen, die nicht nachlassen

Werden Sie jetzt aktiv - nicht erst, wenn Ihnen die Hexe im Nacken sitzt!