Kiefergelenksbehandlung

Was versteckt sich hinter „CMD“-ein Einblick ins Kiefergelenk

Gwendolyn Langer
3 min. Lesezeit

Was versteckt sich hinter „CMD“ – ein Einblick ins Kiefergelenk

Kurzer Überblick über unser Kiefergelenk

Unser Kiefergelenk besteht aus einem Ober- („maxilla“) und Unterkiefer („mandibula“)  mit einer dazwischenliegenden ovalen Knorpelschicht sowie Bandstrukturen. Diese müssen gemeinsam harmonieren, um uns alltägliche Dinge wie reden oder essen zu ermöglichen. Außerdem steht das Kiefergelenk über nervale, fasziale und muskuläre Stränge im engen Kontakt mit unserer Halswirbelsäule- insbesondere den oberen Kopfgelenken Atlas (1. Halswirbelkörper) und Axis (2. Halswirbelkörper). Direkt hinter dem Kiefergelenk entspringen unsere Nackenmuskeln, die wiederrum eng mit der Schulter- und Rückenmuskulatur und dadurch mit dem Becken verbunden sind. So wirken sich Bewegungen, Fehlhaltungen oder muskuläre Dysbalancen im Kiefer- und Kopfbereich auf den restlichen Körper aus (Diehl, 2008).

Ein Beispiel

Knirschen oder beißen Sie nachts die Zähne über längere Zeit zusammen, kommt es zu einer Überbelastung der Kaumuskulatur des Kiefergelenks. Wie eine Kettenreaktion werden als Kompensation die Nacken-, Rücken- bis hin zur Beinmuskulatur angespannt. Eine Zeit lang kann unser Körper diese Fehlbelastung schmerzfrei ausgleichen, jedoch verkürzen die Muskelgruppen auf Dauer und verursachen Schmerzen.

Diagnose CMD – was verbirgt sich dahinter?

Hinter der Abkürzung CMD versteckt sich die "cranio- mandibuläre Dysfunktion".  Dieser Begriff leitet sich vom lateinischen "cranium = Schädel"  und "mandibula= Unterkiefer“  her und stellt einen Überbegriff für (nicht-) schmerzhafte Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich des Kopfes und Kiefergelenks dar (Kares, 2016).

Welche Auswirkungen hat dies auf unseren Körper?

Unser Körper ist ein sehr sensibler Organismus, welcher auf jede Art von Fehlfunktion, Schmerz oder Einschränkung mit einer Schonhaltung reagiert. So auch bei Störungen im Kiefergelenk. Häufig sind Kieferprobleme begleitet von einem (nicht-)schmerzhaften Knacken/ Krachen beim Gähnen oder Essen. Eine CMD kann sich in diversen anderen variablen Symptomen äußern.

Diese können sein:

  • Kopfschmerzen

  • Schwindel

  • Blockaden an der Halswirbelsäule

  • Nacken,- Schulter- Rücken,- oder Fußschmerzen

  • Ohrbeschwerden z.B. Tinnitus

  • Schluckbeschwerden „Kloß im Hals“

  • Schmerzen hinter dem Auge

  • etc...

Doch nicht immer sind die Muskulatur oder ein „schiefer“ Unterkiefer Auslöser für eine solche Problematik, sondern Übeltäter können zum Beispiel ein entzündeter Zahn oder eine Zahnfehlstellung sein. 

Was geschieht dadurch?

Wenn die Zähne nicht mehr „richtig“ aufeinanderpassen, werden diese ungleichmäßig abgerieben. Die Folgen sind weitere Verspannungen, Schmerzen bis hin zu Entzündungen der Gelenkskapsel. Ein schiefer Zahn kann also genauso ursächlich sein wie eine falsche Körperhaltung (Mindermann, 2016).

Welche Therapie bietet sich an?

Zunächst sollten Sie auf jeden Fall einen Zahnarzt bzw. einen Kieferorthopäden aufsuchen, um mögliche Fehlstellungen, nächtliches Knirschen oder Zahnprobleme zu erkennen und zu behandeln. Dieser verordnet gegebenenfalls eine Nachtschiene, Spange oder beseitigt Zahnfehlstellungen und/oder stellt ein Manuelle- Therapie Rezept für die Kiefergelenksbehandlung aus.

Die Zähne sollten sich während des Tages nur für die Nahrungsaufnahme berühren. Ansonsten ruhen sie ohne Kraft aufeinander (Kares, 2016). Achten Sie selbst bei sich darauf!

Was geschieht bei der manuellen Behandlung am Kiefergelenk?

Aufgrund des engen anatomischen Kontaktes und des funktionellen Zusammenhangs der einzelnen Strukturen (HWS, Kiefer, Muskeln, Becken etc.), erfolgt zunächst eine ganzheitliche Untersuchung mit anschließender Behandlung aller eingeschränkten Regionen.

Kopf- und Kiefergelenk sowie das Becken werden gezielt mobilisiert, verspannte Muskulatur, wie Kau-, Nacken- und Rückenmuskeln, wird durch Dehnen oder Manual- therapeutische Maßnahmen gelockert. Außerdem erhält der Patient Eigenübungen, um selbst aktiv gegen seine Schmerzen zu werden (Mindermann & Diehl, 2016).

Um einen langfristigen Behandlungserfolg zu ermöglichen, sind eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Therapeut, Patient und Zahnarzt / Kieferorthopäden sowie eine ganzheitliche Behandlung unumgänglich!