Knieschmerzen
Wenn das größte Gelenk uns in die Knie zwingt - die Vielfalt der Knieschmerzen!
Das Kniegelenk – ein kurzer Überblick
Unser Kniegelenk ist das größte im menschlichen Körper und stellt eine bewegliche Verbindung zwischen Ober- und Unterschenkel, sowie der Kniescheibe dar. Wegen der anatomischen Form des Kniegelenks und der komplexen inneren Komponenten (Menisken, Kreuzbänder, Seitenbänder) sowie der dazugehörigen Muskulatur, ist dieses Gelenk sehr verletzungsanfällig und auf lange Sicht von Abnutzungserscheinungen (Arthrose) geplagt. Aufgrund von Fehlhaltungen, mangelnder Bewegung oder Überbelastung ist ein Zusammenspiel dieser Strukturen oft nicht mehr reibungsfrei möglich - Schmerzen rund um das Kniegelenk (Vorder-, Innen– oder Außenseite des Knies sowie in der Kniekehle) und Bewegungseinschränkungen entstehen.
Kennen Sie folgende Symptome?
Schmerzen nach Belastung
Schmerzen beim Treppab- und Bergabgehen
Anlaufschmerz (z. B. beim Aufstehen nach längerem Sitzen)
Steifheitsgefühl im Knie (in der Früh oder nach längeren Ruhephasen)
Reibegeräusche / „Knirschen“ bei Bewegung
Was sind die Ursachen für Knieschmerzen?
Traumatisch / Akut
Es muss unterschieden werden, wie es zu den Schmerzen im Kniegelenk gekommen ist. Liegt ein klares Trauma vor (z.B. „Umknicken“, „Knie verdreht“) kann eine Meniskusläsion, eine Kreuzbandruptur oder eine Bandverletzung in Betracht kommen. Weitere Anzeichen für eine akute Problematik sind die klassischen Entzündungszeichen: Rötung, Überwärmung, Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkung. Hierfür gibt es zahlreiche Ursachen. Suchen Sie bitte umgehend einen Arzt auf!
Funktionell
Unsere Theorie zur Entstehung von Knieschmerzen: Durch unseren heutigen Lebensstil schränken wir selbst die Bewegung des Körpers und dadurch der Kniegelenke ein. Täglich sitzen wir ca. 11 Stunden, während der Arbeit (Büro), zu Hause (TV, PC) oder im Auto. Dadurch wird die volle Beweglichkeit unserer Gelenke, Muskeln, Faszien und Nerven nicht ausgenutzt. Die Folge ist eine Verkürzung aller genannten Strukturen mit zunehmender Abnahme der Kraft, der Muskulatur und der Beweglichkeit.
Die Folge ist eine Verkürzung der Waden- sowie der Oberschenkelmuskulatur. Dies erzeugt durch ihre Verspannung einen zunehmenden Druck auf das Kniegelenk und dadurch kippt das Becken nach hinten. Die Folge: durch die Position des Rundrückens entsteht mehr Spannung in der Hüftbeugemuskulatur und der Lendenwirbelsäule (LWS) sowie auf die Gelenke der unteren Extremitäten. Der Teufelskreislauf beginnt: Muskeln verkürzen, Faszien verkleben, die Beweglichkeit nimmt ab, Stoffwechselprozesse werden gehemmt, Knorpelgewebe wird nicht ausreichend versorgt, die Schmerzen nehmen zu...
Dieses Überlegungsmodell trifft auch zu, wenn bereits Vorerkrankungen, wie zum Beispiel ein Meniskusschaden oder eine beginnende Arthrose, vorhanden sind. Denn die verkürzten und verklebten Muskeln verstärken die Gelenksbeschwerden – es entsteht mehr Druck im Gelenk! Die „Negativspirale“ muss also unterbrochen werden, um Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu normalisieren und die Heilung zu unterstützen.
Was ist noch zu beachten?
Der menschliche Körper ist stets als Ganzes zu betrachten, d.h. das Kniegelenk kann nicht isoliert gesehen und behandelt werden. Wie oben beschrieben, beeinflussen die oberen Segmente (Becken- und/ oder Schulterschiefstand) oder die unteren (Fußstellung) den Schmerzkreislauf. Auch hier gilt das ganzheitliche Arbeiten unserer Praxis!
Achten Sie auf festes Schuhwerk, richten Sie sich während des Sitzens auf oder probieren Sie auf einem Gymnastikball zu sitzen!
Was können Sie selbst aktiv beisteuern?
Im Zuge meiner Bachelorarbeit habe ich mich ausführlich mit der Thematik der Gonarthrose ( = Kniegelenksarthrose) und einem Krafttraining der Beinmuskulatur beschäftigt. Beim Durcharbeiten und Auswerten einiger Studien bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Kombination des Trainings aus Entlastung, Kräftigung und Dehnen zu einer deutlichen Schmerzreduktion sowie einer Steigerung der Kraft und Stabilität im Kniegelenk führt.
Folgende Übungen zeigten sich als effektiv:
setzen Sie sich z.B. auf einen Tisch, sodass Ihre Beine frei schwingen können
die Oberschenkel sollen komplett aufliegen, um Scherbewegungen im Kniegelenk zu vermeiden um Traktion (= Zug) und somit Entlastung des Kniegelenks zu erreichen, legen Sie Wander- oder Skischuhe an oder benutzen Sie ca. 2kg- schwere Gewichtsmanschetten an jedem Knöchel
pendeln Sie locker mit den Beinen 1- 2 Minuten vor und zurück
Effekt: Entlastung des Kniegelenks vor allem bei akuten Schmerzen Aktivierung der Gelenkschmiere
Training der Bein- und Gesäßmuskulatur
Seitenlage; ziehen Sie das unten liegende Bein in die Beugung und halten Sie es fest => dadurch wird die LWS entlastet
heben Sie das oben liegende Bein an, strecken Sie es nach hinten
dabei sollte sich das Kniegelenk, der Unterschenkel und das Sprunggelenk auf einer Höhe befinden
beidseits; atmen nicht vergessen; 15 Sekunden das Bein hinten halten; 7 Wiederholungen
Effekt: Kräftigung der Gesäßmuskulatur, die zur Stabilisation des Beckens nötig ist, Mobilisation des Hüftgelenks
Stand; aufrechte Haltung; fester Stand
befestigen Sie das Theraband z.B. an einem Tischbein
steigen Sie in die Schlaufe, strecken das Kniegelenk und ziehen Sie die Zehen an
führen Sie das Bein nach hinten
nicht den Oberkörper bewegen!
beide Beine trainieren, Atmung nicht vergessen; 15 Wiederholungen; 3 Sätze
Effekt: Training der gesamten Bein- und Gesäßmuskulatur, Mobilisation des Hüftgelenks
Stand; aufrechte Körperhaltung, breitbeiniger Stand
Gymnastikball oder wahlweise ein Handtuch / kleineren Ball in den unteren Rücken „klemmen“
führen Sie aus dieser Position eine Kniebeuge durch
die Kniescheibe soll nicht über die Zehenspitzen hinausragen!
15 Wiederholungen, 3 Sätze
Effekt: Kräftigung der Bein- und Gesäßmuskulatur
Eine gute Ergänzung zum aktiven Training der Beinmuskulatur bietet das Radfahren
Dehnen der Beinmuskulatur
Rückenlage; positionieren Sie Ihre Beine an einem Türstock
ein Bein im 90° Winkel der Hüfte strecken, ziehen Sie die Zehen Richtung Nase, strecken Sie das Kniegelenk und legen Sie beide Arme nach oben über den Kopf
diese Position für 20 Sekunden halten, die Spannung lösen und 3mal wiederholen
im Anschluss das andere Bein
Stand; unbedingt eine Möglichkeit zum Festhalten suchen!
legen Sie ein Bein auf einen großen Gymnastikball und stellen Sie das andere Bein in Schrittstellung nach vorne
greifen Sie mit der Hand um das Sprunggelenk und ziehen Sie das Kniegelenk in die Beugung
versuchen Sie dabei die Zehen locker zu lassen
diese Position für 20 Sekunden halten, die Spannung lösen und 3mal wiederholen
im Anschluss das andere Bein
Seitenlage; unteres Bein maximal in Hüfte sowie Knie beugen und mit der unten liegenden Hand festhalten- dadurch wird die LWS entlastet
mit der anderen Hand greifen Sie das oben liegende Bein oberhalb des Knöchels
achten Sie darauf den Fuß und die Zehen zu entspannen
ziehen Sie das obere Bein nach hinten, während das Becken vorne bleiben sollte
diese Position für 20 Sekunden halten, die Spannung lösen und 3mal wiederholen
im Anschluss daran das andere Bein
Wadenmuskulatur
Für diese Dehnung verweise ich auf folgenden Artikel:
Hexenschuss - Teil 2 Halswirbelsäule
Eine kleine Hilfe zur Selbsthilfe. Der Bereich der Halswirbelsäule
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